Fake oder Fakt? – Museum vergessener Wahrheiten
Der Wahrheitsbegriff ist vielschichtig und definitionsabhängig. Er stellt eine der zentralen philosophischen Fragestellungen dar.
Immer wieder zeigt sich, dass Wahrheit und deren Konstruktion abhängig von subjektiven Empfindungen und vom jeweiligen Zeitgeist sind. Für die Kunst ist der Wahrheitsbegriff der Wissenschaft eine unmaßgebliche Kategorie, denn schon immer interpretiert und verändert die Kunst unser Bild der Wirklichkeit. Gängige Erzählungen über den Lauf der Geschichte und davon, was die Welt im Innersten zusammenhält, werden in Kunstwerken dekonstruiert, neue Sichtweisen und Perspektiven gestaltet und ein mehrdeutiger, irritierender, aber auch erkenntnisfördernder Blick auf die Wirklichkeit entsteht.
Der Künstler Willee WTH Regensburger entwirft in der Ausstellung ein Gesamtkunstwerk »Museum« und zeigt eine Inszenierung, die vorgibt, eine enzyklopädische Eroberung der Geschichte und ihrer populären Legenden zu sein. Die Ausstellung greift gängige Vermittlungsformate der Museumspraxis wie beispielsweise die publikumswirksame Inszenierung von spektakulären Objekten und deren Beschriftung in Texttafeln auf. Die Grenze zwischen originalen Artefakten, wie beispielsweise animistische Kultgegenstände, und der künstlerischen Bearbeitung ist fließend.
Die Aufarbeitung der Provenienzen und die Deutungsangebote der Ausstellungsexponate sind eine Mixtur aus belegten Fakten, eigenwilliger Interpretation der Quellen und fiktiven Geschichten. Bei den Themen greift der Künstler brisante und kontrovers diskutierte Fragestellungen auf: Nationalsozialismus, Kolonialgeschichte und Rassismus, Medizin und populäre Legenden rund um Literatur-, Musik-, Religions- und Kunstgeschichte. Und – auch dies ein Verstoß gegen die Regeln der Objektivität und rationaler Distanz – jede Inszenierung und jede Herkunftsgeschichte der ausgestellten Objekte und Artefakte ist eng mit der persönlichen Familienbiografie des Künstlers Willee WTH Regensburger verknüpft.
Die Ausstellung »Das Museum vergessener Wahrheiten« in der Städtischen Galerie ist aufgebaut. Nachdem es aber abzusehen ist, dass die Ausstellung vorerst nicht geöffnet werden kann, gibt es digitale Angebote. Zum einen sind die digitalen Ausstellungsrundgänge mit dem Künstler Willee WTH Regensburger im Gespräch mit Galerieleiterin Judith Bader am 11. Mai um 19 Uhr und am 25. Mai um 11 Uhr mit der Möglichkeit, das Gesehene und Gehörte zu kommentieren, zu erleben.
Zum anderen werden über die Ausstellung vom Regionalfernsehen Oberbayern zwei Filmbeiträge gedreht. Das RFO begleitet den Ausstellungsaufbau, spricht mit dem Künstler Willee WTH Regensburger über seinen künstlerischen Ansatz bei dieser Ausstellung und interviewt dazu auch mehrere interessante Gesprächspartner. Ein kurzer Beitrag ist ab sofort in der Mediathek des RFO zu sehen, ein längerer Beitrag wird nach dem 7. Mai über die rfo-Mediathek abrufbar sein. Link zum RFO: https://www.rfo.de/mediathek/video/das-museum-der-vergessenen-wahrheiten/. Mehr Infos finden Sie unter: https://www.traunstein.de/kultur-brauchtum/staedtische-kultureinrichtungen/staedtische-galerie.